Ich hatte die Ehre und Freude an dem Hoffest des Sekthauses Solter durch das Tasting mit den Riesling Brut Reserve Sekten aus 8
(!!!) verschiedenen Jahrgängen zu führen. Glücklicherweise hatte ich dafür etwas vom Jahrgang 208 und 2009 aufgehoben.
Einmalig, solch eine Chance des Probierens !!
Mit dabei sind prämierte Raritäten und Jahrgänge, die es schon nicht mehr zu kaufen gibt:
1994, 1998, 2001, 2005 , 2008, 2009, 2011,
2012
Fazit:
Ein bestimmter Sekt, hier das Riesling Flaggship, von einem Weingut, aus derselben Lage, aus unterschiedlichen Jahren und somit mit unterschiedlicher Reifedauer auf der Feinhefe.
Die Sekte an sich sind grandios, durch die Bank, alle! Der aus 1994 war das absolute Highlight und "bließ alle weg". Was darüber hinaus schlichtweg begeistert, ist wie wunderbar die jeweiligen Jahrgangs-unterschiede und der Einfluss der Dauer der Flaschenreife deutlich wird.
Jahrgangsunterschiede machten sich bemerkbar durch zum Teil frühere Reifegrade, durch unterschiedliche Fülle und zum Teil durch eine intensivere Aromatik.
Die Dauer der Flaschenreife hat einen unglaublich starken Einfluss auf den Stil und die Struktur des Sektes. Er wird weicher, runder, irgendwie auch cremiger und fülliger. Die Komplexität der Reifearomen steigt. Klar, alles bekannt, aber dennoch schön einfach mal so im Vergleich zu schmecken.
Die Zeitspanne nach dem Degogieren spielt ebenso eine sehr große Rolle. Hat man einen Riesling Sekt der gerade erst degogiert wurde, erst recht wenn er noch nicht so lange auf der Hefe reifte, wird er eher wild, unbalanciert und unrund sein. Die Säure wie der Schwefel ist noch nicht integriert. Komplett kann es aussehen, wenn er schon seit längerem degogiert wurde. Gut Sekte, wie auch Champagner, vertragen das und profitieren zum Teil auch davon. So wie bei dem 2008er. Säure perfekt integriert, alles rund, balanciert und sich stimmig, perfekt.
Die Weine und die Jahrgänge im Einzelnen:
In 2012 war das Wetter im Jahresverlauf kühler, mit spätem Austrieb der durch einen warmen Mai wieder aufgefangen wurde. Anschließend sorgte eine sehr gute Reifephase und kühle Nächte für eine stabile kräftige Säure und reife Trauben. Keinerlei Superlative, aber mit
Finesse und Eleganz. 2011 war von Wetterkapriolen gekennzeichnet. Was das Frühjahr an Niederschlagsdefizit brachte, regnete es über die Sommermonate zusätzlich, und trotzdem war auch der Sommer wärmer als im langjährigen Mittel. Der kühle August wurde von einem perfekten Herbst aufgefangen. Es gab kräftige, dichte, substanzreiche Weine mit animierender Säure.
Der 2012 Solter Brut Reserve ist der aktuelle Jahrgang und somit noch relativ neu und frisch. Da es der Reserve ist muss auch er mind. 3 Jahre Flaschenreife haben. Er wurde ein paar Wochen vorher degogiert und ist in wunderbarer knackig frischer Riesling Sekt mit einer schönen Tiefe und Eleganz. Die 3 Jahre Reifezeit machen sich durchaus bemerkbar aber er ist momentan noch in seiner absolut frischen Fruchtphase.. mit geschlossenen kann man sich fast schon den hoch qualitativen Basisriesling vorstellen, aber schön in einen Sekt eingekleidet mit einer feinen und kräftigen Perlage.
Der 2011 Solter Brut Reserve Riesling ist der zweite "jünge" Sekt im LineUp. Er hat schon 4 Jahre Hefelager. Den Unterschied meinten viele zu schmecken. Ich fand ihn dadurch noch etwas ausgeglichener etwas tiefer und cremiger - alles sicher nicht einfach nur auf ein Jahr zusätzliche Flaschenreife zu assoziieren. Was aber deutlicher noch hervokommt ist der Jahrgangsunterschied. Er ist nicht nur voller und etwas kräftiger im Körper, sondern auch wesentlich gereifter und etwas gesetzter. 2011 war ein Jahr aus dem die Rieslinge oft früher trinkreif waren und sich schneller entwickelten. Das merkte man hier sehr deutlich, während Weine aus 2012 teils mehr Zeit zum Reifen brauchten.
Die exzellente Nachricht hierbei ist, dass der gesamte (kleine) Bestand von nur etwas über 200 Flaschen aus diesem Jahrgang komplett an mich geht und exklusiv von WineWhisper angeboten werden kann.
2009, manche sprechen von einem Jahrhundertjahrgang. Der Winter bis in den März rein
war der kälteste seit langem. Der April übertraf alle Erwartungen, die Vegetation explodierte und im August gab es schon einen Vegetationsvorsprung, anschließend ideales Reifewetter. Das Ergebnis waren hohe Mostgewichte, golfgelbe, vollreife und kerngesunde Trauben. Das Jahr 2008 war in der in der Vegetationsperiode deutlich wärmer, optimaler Sommerregen, die Haupternte zog sich oft weit in den Oktober rein und für die Sektrauben auch später als
gewöhnlich. Die Trauben gingen nicht so schnell in den Zucker, die Säure blieb kräftig und durch die längere Hängezeit bekamen die Trauben zumeist eine besondere Aromendichte, eine gute Fülle in Verbindung mit einer hohen Komplexität.
Bei dem 2009 Brut Reserve merkt man, wie bei dem 2008er, die lange Zeit der Flaschenreife, von über 60 Monaten! Sie verleiht ihm die unbeschreibliche Dichte, Tiefe, den Schmelz und Komplexität mit eine balancierend Säure. Er hat wunderbare Aromen von Pfirsich, Zitrus-früchten, etwas Mandeln und leichten Toastaromen. Der Abgang ist sehr lang und intensiv. Hatte er vor einem halben Jahr noch ganz leicht gut eingebundene Firnnoten, so war irgendwie jetzt nichts mehr davon erkennbar. Ein Sekt der unheimlich viel Spaß macht und wenigstens noch in kleinen Mengen erhältlich ist.
Der 2008 Solter Brut Reserve hat kein ganzes Jahr Hefereife mehr, da er bereits im Frühjahr 2015 degogiert wurde. Was hier direkt auffällt wie gut ihm diese Zeit dazwischen getan hat. Die Säure ist absolut perfekt integriert es ebenso wunderbar balanciert, alles stimmig und harmonisch. Dies vor allem mit seiner doch sehr kräftigen intensiven Struktur. Ist der 2009 schon wunderbar tief und dicht mit einer beachtlichen Komplexität, kann das der 2008er noch toppen. Genau das würde ich der dem Jahrgangsunterschied und der längeren Hängezeit zuschreiben. Beachtlich auch wie frisch er noch daher kommt, kein Anzeichen von Firn.
Insofern waren zwischen 2009 und 2008 die Jahrgangsunterschiede wunderbar zu sehen
2005 war ein perfektes Rieslingjahr. Die Sonnenscheindauer während der Vegetationsperiode lag deutlich über dem Mittel. Die Niederschlagsmenge war ideal. Der Reifebeginn setzte früher ein und es folgte ein goldener Oktober. – Symbiose aus 2003 mit der Kraft und Nachhaltigkeit und der Finesse, Eleganz und perfekten Säurewerte des Jahrgangs 2004. Das Jahr 2001 war ebenfalls ein sensationeller Jahrgang. Der goldene Oktober wirkte äußerst positiv auf die Mostgewichte. Es entstanden sehr dichte, extraktreiche und nachhaltige Weine. Sie haben eine kräftige aber elegante Säure, ausgesprochen gut für Sekte.
Der 2005 Brut Reserve hat eine wunderbare intensive goldene Farbe. Er ist sehr kräftig, voll und reich mit einer intensiven Aromatik was an den Jahrgang 2003 erinnert. Durch die kräftige Säure (wie bei dem Jahrgang 2004) ist er aber dennoch frisch und wunderbar balanciert. Er hat eine fantastische Länge und die Aromen bleiben und bleiben im Mund erhalten. Er macht einen riesen Spaß.
Der 2001 Brut Reserve rinnt schon mit einem tiefen Goldton ins Glas. Er ist unheimlich tief, dicht lang und komplex. Die Säure ist wie der ganze Sekt frisch und perfekt balanciert. Der Abgang ist unheimlich lang und fruchtgetragen. Er hat eine wunderbare reife Obstaromatik, Bienenwachs, Pfirsich und vermied gänzlich den Eindruck, es könnte sich um einen älteren
Jahrgang handeln. Ebenso von Firne keine Spur.
Der 1998 war immer noch wunderbar frisch unglaublich feine seidenweiche Perlage, brauchte aber etwas mehr Luft um sich zu öffnen. Er hatte noch eine relativ hohe Säure die aber dennoch schön balanciert werden könnte, Aromen von Grapefruit, etwas leicht toastiges, u.v.m.. Im Abgang sehr lang und intensiv. Er verriet wo er hingeht, wenn wir ihm die Chance auf etwas mehr Luft gegeben hätten.
Der 1994 war eine absolute Offenbarung - ein Highlight für alle! Keiner hatte einen Riesling Sekt der der 21 (!!) Jahre auf der Hefe reifte und so frisch, präsent, klar, komplex, tief und lang war jemals getrunken. Wunderbar, fantastisch!!! Traurig nur dass es keine Magnum war und die Flasche relativ schnell leer war. Da stimmte einfach alles, sehr lebendige Säure die ein schönes Rückgrat bildete und für eine perfekte Balance sorgte, Aromen ohne Ende, Trinkvergnügen pur. Der ganze Sekt war mit seiner Struktur und seinen Aromen kristallklar wie ein Gebirgsbach. Wahnsinn.